" bloom"

2016, Aluminiumskulptur,

Oberfläche geschliffen, 1,2x1,2x3,5 m

 

Wettbewerb „Kunst am Bau”: 

Zu- und Umbau Städtische Betriebe Braunau

 

Meine Intention war, für die drei Gemeindeeinrichtungen Bauhof, Gärtnerei und Wasserwerk, die nun erstmals im selben Gebäude verwaltet werden, einen kontextuellen Rahmen zu setzen und ein verbindendes Symbol zu schaffen, welches künstlerisch skulptural umsetzbar ist, mit der architektonischen Neugestaltung kontrapunktuell korrespondiert und als markantes unverwertbares Statement auf den "neuen" Wirtschaftshof hinweist.

 

Die Aluminiumskulptur "bloom" überlässt es dem Betrachter/der Betrachterin, entweder die zweifelsfrei bestehenden, aber nicht zwingend erkennbaren morphologischen Referenzen wie Bauhof/Konstruktion, Gärtnerei/Blüte, Wasserwerk/Regen-Trichter zu assoziieren, oder das Objekt in minimalistischem Sinn als weitgehend selbstreferentiell zu betrachten.

Neben den formbedingten Bezügen, die als widersprüchliche Beziehung zwischen Realismus bzw. Romantik und Minimalismus zu sehen ist, stellt die Skulptur einen Kontrapunkt zur architektonischen Neugestaltung dar:

Die dominierende senkrechte Streifengestaltung der Außenwände wird durch die leichte Neigung und die spürbar unterschiedlichen Winkel der Skulptur "gebrochen".

 

Die "kühle" Ästhetik des geschliffenen Aluminiums als Resultat meiner speziellen Schleifgestaltung kontrastiert im Besonderen mit dem Erscheinungsbild der rohen Lärchen-Verschalung, wobei es durch das Vergrauen des Holzes zwar zu einer farblichen Annäherung kommt, jedoch das Aluminium im Gegensatz zur matten Materialität des Holzes schimmernd reflektierend bleibt.

 

Die phonetische Ähnlichkeit des Titels mit meinem Namen ist rein zufällig.

Der englische Titel wurde aufgrund der vielen inhaltlichen Übereinstimmungen in der deutschen Übersetzung gewählt; Übersetzung laut http://dict.leo.org/:

 

bloom die Blüte Pl.: die Blüten

bloom der Flor Pl.: die Flore

bloom die Blütezeit Pl.: die Blütezeiten

bloom die Jugendfrische kein Pl.

bloom die Massel Pl.: die Masseln

bloom [tech.] die Luppe Pl.: die Luppen

bloom [tech.] der Vorblock Pl.: die Vorblöcke

bloom [tech.] der Rohblock Pl.: die Rohblöcke

bloom [tech.] der Schmiedeblock

bloom [tech.] die Überstrahlung Pl.: die Überstrahlungen

bloom [tech.] vorgewalzter Block

bloom [tech.] der Walzblock Pl.: die Walzblöcke

bloom [tech.] der Barren Pl.: die Barren - Walzwerk

bloom [tech.] der Grauschleier Pl.: die Grauschleier

bloom [chem.][tech.] die Schleierbildung [Farben & Lacke]

 

R. Blum, Mai 2016


 

"Rednerpult - The Speaker's Desk", 2012, Schloss Ranshofen

 

dem Lebenswerk von Egon Ranshofen-Wertheimer gewidmet;

 

Aluminiumskulptur, ca. 2 x 2 x 3,4m 

 

realisiert nach prämiertem Kunst am Bau-Wettbewerbsbeitrag zur grenzüberschreitenden Landesausstellung 2012 

„Verbündet – Verfeindet – Verschwägert. Bayern und Österreich” 

  

Dargestellt wird in abstrahiert-minimalistischer Form ein monumentales Rednerpult in massiver Ausführung.

 

Konzeptioneller Ausgangspunkt für den Entwurf einer temporären, zur Landesausstellung passenden und in Folge permanenten Skulptur für den Schlossplatz war die Suche nach der thematischen Schnittstelle zwischen den Themen der Landesausstellung 2012 „Verbündet Verfeindet

Verschwägert – Bayern und Österreich” und der Persönlichkeit Dr. Egon Ranshofen-Wertheimer (1894-1957), Mitgestalter der UNO, welcher im amerikanischen Exil als Berater der US-Regierung gegen das Hitlerregime kämpfte.

Einerseits geht es um regionale Ereignisse, deren Ursprung in größerem historischen und politischen Kontext zu finden ist, andererseits steht der überregionale, internationale Einsatz für den Weltfrieden des aus Ranshofen stammenden Wertheimer, des „Redners” für den Frieden, im Zentrum.

In der symbolischen Form des Rednerpults scheint diese Schnittstelle gefunden zu sein, denn es ist immer die „Rede”, welche historisch bedeutende Ereignisse begründet und weiterführt sei es auf regionaler oder internationaler Ebene.

Aktuell politisch gewichtig erscheint, auch in Bezug auf die weitere Nutzung nach der Landesausstellung und als Imagekorrektur von Braunau insgesamt, dass mit diesem Rednerpult das Lebenswerk Wertheimers gebührend geehrt werden soll. Sein Manifest für den Frieden soll eine künstlerische Entsprechung erhalten – materialisiert aus jenem (in diesem Zusammenhang historisch-politisch brisantem) Werkstoff, welcher in der AMAG in Ranshofen, auf ehemaligem Grund Wertheimers, produziert wird.

Wie jeder Krieg, so beginnt auch jeder Friede mit einer Rede. Mit dieser Skulptur sollen Wertheimers Worte für den Frieden symbolisch auf ein Podest gehoben und ihnen ein Ort gewidmet werden, um sie – gerade in der lauten, negativen Übermacht des Krieges – davor zu bewahren, nicht gehört zu werden und in Vergessenheit zu geraten.

 

Reinhard Blum, September 2011 


"GROSSE FREIHEIT"

2003-2006

VW-Bus, Metallschliff, Transparentlack, Gaze, Einbrennlackierung

(in Zusammenarbeit mit Uwe Bressnik)

Ankauf 2008 MAK - Museum für Angewandte Kunst in Wien

 

2003 präsentierten Reinhard Blum und Uwe Bressnik ihre erste künstlerische Version eines Tour-Busses. Mit speziell bearbeiteter Oberfläche und semitransparenten Fenstern verweist das gut dreißig Jahre alte Gefährt auf eine Reihe von Zusammenhängen, die von Freiheits- und Transgressionsdenken, ja von kleinen und großen Überschreitungen einer »Revolutionierung des Alltagslebens« geprägt sind. 

 

Denn nicht bloß als praktikabler Bandbus findet das Fahrzeug (zumindest potenziell) Verwendung. Auch als skulpturale Materialisierung einer Vielzahl von Mythen, Pop und Alltagslegenden funktioniert es sowohl diesseits als auch jenseits der Kunstraumgrenzen. Und so wie der spezielle Metallschliff die Außenhaut zu einer Art Tabula rasa für allerlei Projektionen macht, so prallen diese an der stark Licht reflektierenden Oberfläche gleich auch wieder ab. So als wolle das Gefährt nicht länger die ihm auferlegten historischen Schichten tragen. Wobei die Große Freiheit, so der Name des Objekts, diese als Zeichenträger unabweislich mit sich führt. 

 

Geschichtlich betrachtet stellt der Bus ein geradezu prototypisches Vehikel pop bzw. gegenkultureller Freiheits und Fluchtfantasien dar. »Further« – bzw. »Furthur«, wie die Aufschrift genau lautete – hieß der alte, mit Neonfarben bemalte Schulbus, mit dem Ken Kesey und seine »Merry Pranksters« sich 1964 auf die Reise durch die USA machten. »Weiter«, sowohl in Richtung einer besseren Zukunft als auch in Richtung expandierter Bewusstseinsgrenzen, lautete die Stoßrichtung, die in der Folge eine Vielzahl von Pop-Hymnen weiterverfolgten: Magic Bus von »The Who« etwa oder Omnibus von »The Move«. »The trip of your lifetime« versprach auch die Unternehmung, zu der »The Beatles« 1967 in ihren knallgelben Reisebus mit der regenbogenfarbenen Aufschrift Magical Mystery Tour einluden – ein Versprechen, das zehn Jahre später von den »Sex Pistols« (bzw. ihrem Grafiker Jamie Reid) kongenial parodiert wurde: »Nowhere« bzw.»Boredom«, so hießen die einzig verbliebenen Reiseziele auf einem berühmten Cover-Sujet (der Single Pretty Vacant). 

 

Die ganze Bandbreite zwischen magischem Wunder und langweiligem Niemandsland wurde in den 70er Jahren von einer flügge bzw. mobil gewordenen Jugend auf ihren Trips kreuz und quer durch die Lande erforscht. Vielfach in genau jenem Volkswagenfabrikat, wie Blum und Bressnik es dem (Auto)Friedhof der Alltagsgeschichte entrissen haben. Indem sie die Farb- und Lackschichten abtragen und gleichsam das Skelett des Busses freilegen, arbeiten sie sich metaphorisch auch an jenem gegenkulturellen Ballast ab, mit dem der VW-Bus historisch aufgeladen ist. Gleichzeitig helfen die speziellen Tiefeneffekte, die der Metallschliff und die Gazeschichten nach außen hin erzeugen, mit, ein Versprechen zu bewahren, welches das Vehikel scheinbar immer noch in sich trägt. Ob dieses mehr beinhaltet als den abstrahierenden Verweis auf vergangene Mythen, gibt das Objekt selbst nicht preis. Aber wie stand schon am Heck von Keseys »Furthur« geschrieben: »Caution: Weird Load«.

 

Christian Höller


 "Silbergrund"

2008, Aluminium, Scheinwerfer, Transparentfolie

 

Die Schaufenster der aufgelassenen "Kleeblatt-Silberschmiede" werden als Ausstellungsort für die Aluminiumarbeiten von Reinhard Blum verwendet.

Zu sehen sind neben tatsächlichen durch Aluminiumgrund verstärkte realistische Schaufenster-Reflexionen dargestellte Reflexionen einer Aluminium-Schleif-Fotoarbeit, welche als Motiv die Reflexion des Gegenübers / die andere Straßenseite - wie es sich auf der Glasfläche exakt darstellt - verwendet.

In einem Schaufenster mit der bereits gegebenen Beschriftung "Sonderanfertigung" wird mit der Skulptur "grip" (Aluminiumdraht, Aluminiumsplitter, Taubenkot - eine von Tauben in einer Aluminiumfabrik hergestellte "Nestskulptur") der direkte Zusammenhang zur ehemaligen Silberschmiede hergestellt. Die Arbeit weist symbolisch auf den historischen Kontext der sich im Umbruch befindlichen urbanen "Räumlichkeit" Kaiserstraße hin.

Inhalt: In der Betrachtung wird neben dem dargestellten Motiv der Betrachter und mit jeweiliger örtlicher Verschiebung das "realistische" Motiv des Gegenübers überlagert und mit den zusätzlichen veränderten Helligkeiten der Metallschleifrichtungen eine neue und irritierende Ansicht der Kaiserstraße möglich. Kontrastierende Elemente von "wechselnden" und "festgehaltene Momentaufnahmen" überlagern sich. So wird der gleichzeitige Blick auf Jetziges und Vergangenes möglich. 

Als direkte Analogie dazu kann die Schließung des Geschäftslokals "KLEEBLATT-SILBERSCHMIEDE" verstanden werden.

Technik: Die Metallplatten werden in der von Blum entwickelten Schleiftechnik bearbeitet / flächig "graviert" / geschliffen.

Dadurch ergibt sich ein je nach Standpunkt und Lichtquelle variierendes Bild, das einen ähnlichen Effekt erzielt wie Hologramme.

Auf die geschliffene Metallplatte wird auf transparentem Fotopapier das reflektierte Gegenüber aufkaschiert, so dass der optische Effekt des Metallschliffs gut sichtbar bleibt.

 R. Blum, 2008

 

Pressemitteilung

Projekt Straßenfeger und Gassenhauer:

Beteiligte KünstlerInnen:

artminutes (Angela Heide, Johannes Heide, Christa Salchner) 

Reinhard Blum 

Uwe Bressnik 

Franz Denk 

Bernhard Fruehwirth 

Paul Ritter 

 

Kaiserstraße, 1070 Wien 

19. September bis 12. Oktober 2008 

 

Die Kaiserstraße steht paradigmatisch für die Straßen und Grätzel, die im Schatten "angesagterer" Viertel stehen. Seit einigen Jahren widmet das Wiener Label WOLKE 7 seine Projekte der Belebung und Stärkung der Kaiserstraße. 

"Straßenfeger und Gassenhauer" ist das aktuelle Projekt der 2002 gegründeten interdiszipplinären Formation, das eine Sichtung und Vermessung dieser Straße mit künstlerischen Mitteln darstellt und diese durch die verschiedenen Beiträge nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich auslotet. 

Die Kunstprojekte im öffentlichen Raum wollen die Kaiserstraße als Stadt- und Kulturrraum erneut mehr ins Bewusstsein rücken und so die Aufmerksamkeit für 

deren Situation und Eigenheiten schärfen. 

 

Arbeiten im öffentlichen Raum Kaiserstraße: 

artminutes: 

StreetSTORIES, temporäre Hörstationen Kaiserstraße 10, 33, 62 und 70 

Reinhard Blum: 

Silbergrund, temporäre Installation Kaiserstraße 83 

Uwe Bressnik: 

Revival/(WIEDER-)BELEBUNG, temporäre Installation Kaiserstraße 34 

Franz Denk: 

continuous CHANGE, temporäre Schaustationen Kaiserstraße 10, 35, 

36, 44-46, 51-53, 56, 77, 89, 90, 94, 100, 106 und 111 

Bernhard Fruehwirth: 

City FITNESS, temporäre mobile Intervention entlang der Kaiserstraße 

Paul Ritter: 

Hausnummer Kaiserstraße, temporäre Plakatinstallation im Stadtraum Wien 

 

  

Das Projekt wird von Bezirk Wien-Neubau, KÖR (Kunst im öffentlichen Raum Wien)  und IG Kaiserstraße gefördert. 

 

www.WOLKE7.at 

www.NeuBauWest.at 

www.kaiserstrasse.at 

www.koer.or.at